Januar 2016
Nach einigen Verhandlungen mit der neuen Bürgermeisterin und dem Dorf Sorata, haben wir die Einwilligung bekommen uns am Dorfwasser auf eigene Kosten anzuschließen.
Erste Wasserleitungen wurden bereits aus den Spenden der ersten Aktion finanziert. Jetzt konnten zusätzlich 600 Meter Wasserleitungen verlegt werden, wovon rund 200 Meter zur Überbrückung der Schlucht an einem Stahlseil aufgehängt werden musste.Für dessen Fundament der Überbrückung wurden 2 Eisenpfosten 4 Meter in den Boden zementiert, an denen das Stahlseil gespannt werden konnte. Danach wurde die Wasserleitung an speziell gefertigten Aufhängern alle anderthalb Meter eingehängt langsam über den Fluss gezogen und gesichert.
Die Bewohner von Quincusirca hatten alle vom 20.10. bis 18.11.2015 eine Arbeitspause, da das Fundament einige Tage trocknen musste.
Bei einer Strassenüberquerung, wo wir eine grosse Wasserleitung eingraben mussten, konnte ich einen Bagger für einige Stunden mieten, der in der Nähe stand. Alle übrigen Arbeiten mussten mit Pickel und Schaufel erledigt werden.
Da es während der gesamten Arbeitsperiode ungewöhnlich heiß war, sind viele Getränke bei den Ausgaben mit dabei, auch wurden ab und zu Sandwiches zubereitet, um die Mittagspause kurz zu halten.
Nach dem Anschluss ans Dorfwasser war natürlich die erste Frage, ob der Wasserdruck bis zum Wassertank reichen würde. Leider war dies nicht der Fall und wir sind weiterhin auf die Wasserpumpe angewiesen.
Nun ist Wassermenge größer und das Wasser kälter und sauberer. In der Nacht pumpen wir das Wasser in den Tank und tagsüber läuft dieses zu den Hütten unterhalb der installierten Wasserpumpe.
Da die Anschlusshähne zu allen Häusern nach kurzer Zeit anfingen zu tropfen, habe ich mich ebenfalls entschlossen, bessere Wasserhähne zu kaufen. Diese undichten Wasserhähne wurden mir damals von den Ingenieuren empfohlen.
Eine Wasserrechnung wurde von der Bürgermeisterin nicht gestellt, da wir dieser erklären konnten, welchen grossen Aufwand wir bis jetzt hatten um an dieses lebenswichtige Element heranzukommen.
Deswegen entschloss sich der Quincusirca-Verband, auch die Bürgermeisterin und alle Beteiligten zu einem großen Einweihungsfest am 26.11.2015 einzuladen. Ein reichhaltiges Picknick und Fleisch vom Grill wurden vorbereitet. Dies war das erste Mal ein Grund für eine Feier für die Bewohner von Quincusirca seit Beginn des Wasserprojekts im Jahr 2010 und auch das erstemal, dass sich eine Bürgermeisterin für die Belange dieser kleinen Gemeinschaft eingesetzt hat.
Am 11.12.2015 erfolgte dann noch die Wartung und Neuinstallation der Wasserpumpe, welche jetzt nicht mehr aus dem Brunnen pumpt, sondern aus dem bereits vorhandenen 2300 Liter Wassertank.
Die Bürgermeisterin hat ebenfalls nachgefragt und will mit den Ingenieuren aus La Paz ein neues Projekt starten, welches Wasser aus Ticunwaya, aus etwa 5 km Entfernung zum Dorf bringen soll.
Die Planung und Vermessung ist für dieses Jahr geplant und die Durchführung für 2017.
Nach der Regenzeit werden wir nun für den Wassertank noch ein Dach bauen, um diesen vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Ebenfalls müssen nun nochmals kleiner dimensionierte Wasserleitungen bestellt werden, da noch nicht alle Bewohner am System angeschlossen sind. Diese liegen meist sehr weit weg von der Hauptleitung. Eure Spenden werden für diese Ausgaben noch gebraucht und eventuell noch ausreichen.
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Das Wasserprojekt von Quincusirka 2010 bis 2015
Ausgangslage
Viele hundert Familien leben zertreut ausserhalb Soratas auf den steilen, z. T. recht unzugänglichen Höhen im Bereich der sich Qincusirca nennt. In den ärmlichen lehmverkleideten Hütten leben oft Tier und Mensch unter einem Dach. Kleine Maisfelder und bescheidener Obst- und Gemüseanbau ernähren diese Menschen nur notdürftig. Der Weg für die Kinder in die Schule von Sorata ist für viele ebenso beschwerlich, wie für die Marktfrauen, deren einzige Einnahmequelle der wöchentliche Markt in Sorata darstellt. Die fehlende medizinische Versorgung verursacht durch den Wegfall eines, oder beider Elternteile dramatische Einschnitte in die existenzielle Lage vieler Familien. Die Analfabetenquote ist entsprechend hoch.
Durch die Tierhaltung bis in die höchsten Regionen des Gebietes ist die Wasserentnahme an den ständig wechselnden Flussläufen infolge möglicher Kontamination problematisch.
Die provisorischen Wasserentnahmestellen werden durch jeden stärkeren Regenfall immer wieder zerstört, oder weggeschwemmt.
Durch den täglichen Überlebenskampf sind die Bewohner dieser Landschaft abgehärtet und fleissig, gleichzeitig mit starkem Gemeinschaftssinn und grosser Beharrlichkeit, wenn es um kommunale Projekte geht.
Info vom März 2014 (Auszug) von Stefan Anders
Verlegung der Wasserleitungen durch die Einwohner von Quincusirka
Ankunft des 20000 Liter Wassertanks in Quincusirka (Juni 2014)
Bilder von der Installation des neuen Wassertanks.
Ca. 50-60 freiwillige Helfer arbeiten in wechselnder Zusammensetzung seit Monaten an der Verlegung von Wasserleitungen. Ca. 2000 Meter von insgesamt 7000 m Rohrleitungen sind bereits in monatelanger Arbeit verlegt worden. Noch müssen 5000 Meter unterirdisch verlegt werden. Ungefähr 15 von den über 50 weit vertstreuten Familienhöfen beziehen jetzt schon Wasser, jedoch noch nicht in keimfreier Qualität.
Die entsprechende saubere Quelle liegt sehr viel weiter nördlich und dort verweigert ein Landbesitzer noch das Durchleitungsrecht.
Die letzten grossen Ausgaben waren 25000 Bs für den Tank und 19000 Bs für die Pumpe mit Anschluss.
Derzeit werden wöchentlich neue Hausanschlusse fertig. Für den Unterhalt und die Wartung sind bereits Pläne ausgearbeitet. Zur Zeit läuft eine Fluss-Säuberungsaktion.
Das Wasserprojekt für Quincusirka bei Sorata in Bolivien. (Mai 2011 und Sept. 2014 von Gunter Anders)
Meine Frau und ich waren 3 Wochen (vom 5.5.2011 bis 25.5.2011) in Bolivien und hatten hierbei die Gelegenheit Einsicht in den Stand der Arbeiten für das Wasserprojekt zu sammeln.
Bei dieser Gelegenheit konnte ich zweimal an Besprechungen mit drei Studenten der Hochschule in Cochabamba teilnehmen, welche am Wasserprojekt im Rahmen der EWB (Engineers Without Borders) eine Arbeit darüber schreiben und das Projekt aktiv begleiten.
Diese Leute arbeiten mit einer bolivianischen Partnerorganisation EIA (Engineers in Action) zusammen. Stefan hatte bereits als Wasserprojektverantwortlicher der im Quincucirka lebenden Bewohner einen Bau-und Lageplan, sowie eine Materialkostenliste vorgelegt. Er verwaltet auch die Spendenliste und das entsprechende Konto. Seine Angaben wurden in einem Report-Entwurf der EWB vom 11.3.2011 aufgenommen (Quincucirka water supply options assessment report (DRAFT), March 11, 2011).
Ich hatte mit Stefan diesen Report kritisch gelesen und eine Frageliste zusammengestellt. Wir haben diese bei unserem ersten Treffen, am 17 Mai 2011 in Cochabamba diskutiert.
Das obige Übersichtsbild zeigt die geplante Erweiterung zu weitgehend keimfreien Zuflüssen.
Leider bekommt die Gemeinschaft keine Erlaubnis zur Durchleitung durch die Grundstücke der Familien um Ausencio
Cruz. Eine einvernehmliche Regelung steht noch aus. Solange diese Situation anhält, steht nur mehr oder weniger kontaminiertes Wasser zur Verfügung.
Kurzer Überblick über den Stand dieses Projektes:
Allgemeine Vorbemerkungen
Der Bezirk Quincusirka umfasst ein Berggebiet mit ca. 400 Einwohnern zwischen den beiden Flüssen; West-Fluss und Chayasuyo-Fluss auf einer Höhe vom 2700–4100 m.
Auch Stefans Haus liegt in diesem Gebiet mit extremen Steillagen.
Der Untergrund besteht im ganzen Gebiet aus Schutt und Geröll, sodass sich nach jedem stärkeren Regen das Wasser neue Wege bahnen kann und bestehende Wasserrohre wieder freigelegt.werden.(Bild). Die steile Lage des bewohnten Geländes in der ganzen Region bringt es mit sich, dass Abbrüche von Wegen und Strassen nach unten und Verschüttungen von oben zum Alltag gehören.
Auch die wenigen geteerten Strassen sind davon betroffen. Innerorts von Sorata gibt es noch immer keine geteerten Strassen und Wege. Gleich bei unserer Ankunft gab es auf Stefans Gelände kein Wasser mehr.
Am nächsten Tag hatten mehrere Einwohner eine provisorische Reparatur durchgeführt und es floss wieder etwas Wasser jedoch nicht im gewohnten Umfang.
Das Problem ständigen Wassermangels wurde akut, als vor allem bei Kindern aufgrund mangelnder Hygiene immer häufiger akute Hautausschläge und Hautflechten auftraten.
Viele der weit verstreuten Gehöfte und Häuser haben kein Wasser, oder gelangen nur durch unwegsames und steiles Gelände zu Wasserstellen. Einige verwenden Fahrzeuge um Wasser zu beschaffen. Die wenigen vorhandenen, provisorischen Wasserleitungen werden ständig unterbrochen und müssen von Einheimischen immer wieder repariert werden. Dabei vergehen jedes Mal oft mehrere Wochen, bis Ersatzmaterial eingekauft und herbeigeschafft und installiert werden kann.
Wie wichtig den Einwohnern (Aymaras) das Wasserprojekt ist kann man daran ersehen, dass sie für die beteiligten Institutionen und Projektmitarbeiter an der Strasse extra einen regengeschützten Raum erstellt haben.
An der Innenwand befand sich eine Aufschrift, dass man die gelagerten Backsteine bitte doch nicht stehlen soll !
Am nächsten Tag hatten mehrere Einwohner eine provi-sorische Reparatur durchgeführt und es floss wieder etwas Wasser, jedoch nicht im gewohnten Umfang.
Notizen zu den Gespräch der EWB- Projektmitglieder am 16.5.2011 und am 20.5.2011 in Cochabamba
Nach Durchsicht des ersten Projektentwurfs vom März 2011 fiel uns unter anderem auf, dass uns die Zuteilung von 20 L/pro Person und Tag zu niedrig erschien. Ferner hatten wir Bedenken gegen den geplanten Einsatz einer Pumpe um vom geplanten Tank aus einige höher liegende Höfe mit Wasser zu versorgen.
Es wurde bei diesem Treffen ein neuer überarbeiteter, umfangreicherer Bericht vorgelegt diesmal in spanisch) in dem diese Punkte bereits korrigiert waren. Auf eine Pumpe kann verzichtet werden und die Wasserzuteilung war auf 50 L/pro Kopf und Tag erhöht worden.
Entnahmestelle und Tankstandort waren aus einer Auswahl von mehreren Alternativen neu festgelegt worden. Die Wahl fiel auf den Westfluss.
Der Tankinhalt wird mit 20 m3 belassen. Bei einem Zufluss von 1 L/sec füllt sich bei Totalverbrauch der Tank in einer Nacht wieder.
Zur Problematik der Wasserqualität
Die über dem Quincusirka liegenden Regionen sind bis über 4000 m spärlich bewohnt. Eine Kontamination durch Viehhaltung ist deshalb nicht auszuschliessen.
Im Gegensatz zum Chayasuyu-Fluss kann hier eine Kontamination durch Bergwerktätigkeit ausgeschlossen werden.
Empfohlen wird deshalb grundsätzlich ein Abkochen des Wassers. Die weit verbreiteten Diaphragmakrüge filtern zwar Feinpartikel aus dem Wasser, jedoch keine Bakterien. Die Messwerte für E-coli (col/100 ml) schwanken je nach Entnahmeort zwischen 33 und 367 im Unterlauf. (Bol. Standard für Trinkwasser ist 0 col./100 ml).
Die Messwerte für Blei, Arsen, Kupfer, Chrom, Cadmium, Mangan, Eisen und Zink lagen durchweg unterhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte.
Die Liste wurde im zweiten Bericht noch ausgedehnt führte zu Fragen nach der Kostenübernahme für die Analysen.
Empfohlen wird deshalb grundsätzlich ein Abkochen des Wassers. Die Liste wurde im zweiten Bericht noch ausgedehnt führte zu Fragen nach der Kostenübernahme für die Analysen
Kostenanalysen
Eine definitive Kostenanalyse liegt noch nicht vor. An Spendengeldern sind bisher 19529 SFr eingegangen (114714 Bs.). Dieses Geld reicht evt. Für den Bau des Wassertanks, jedoch nicht für die vielen Zuleitungen für die Höfe und Häuser.
Zudem will man die Leitungstiefe von mindestens einen Meter einhalten, wo immer möglich. Dies wird weitgehend in Eigenleistung geschehen, wie bisher auch.
Zusammenfassung
Wenn der Tank als zentrale Einheit nicht in der jetzt beginnenden, regenfreien Periode gebaut werden kann, verzögert sich das Wasserprojekt wiederum um ein weiteres Jahr. Staatliche Hilfe wird zwar angefordert, ob sie bewilligt wird, steht noch aus. Immerhin wurden im ganzen Lande viele baufällige Brücken durch feste Betonbrücken ersetzt.
Jede, auch kleine Spende hilft, dass nach vielen Jahren diese Region zu einer dringend erforderlichen Wasserversorgung kommt und die hygienischen Bedingungen
einen Mindeststandard erreichen von dem auch die vielen bedürftigen Kinder in der Region etwas haben.